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IGZ sucht Nachmieter
Vier Firmen ziehen aus, eine meldete Insolvenz an - Mitte des Jahres droht eine Auslastung von nur 40 Prozent

Passauer Neue Presse vom 12.03.2004

 

Lokales Waldkirchen
Leere Räume: IGZ sucht dringend Nachmieter Vier Firmen ziehen aus, eine meldete Insolvenz an - Mitte des Jahres droht eine Auslastung von nur 40 Prozent

 

Johanna Reichert Waldkirchen. Wenn Kinder flügge werden, sind die Eltern bald allein zu Hause. So geht es jetzt auch dem IGZ-Geschäftsführer Otto Huml. Seine "Kinder" sind die Unternehmen, die sich seit der Eröffnung des Gründerzentrums in Waldkirchen niedergelassen haben - innerhalb kürzester Zeit haben fünf Firmen ihren Auszug angekündigt. "Wir haben es mit einem Generationswechsel zu tun", erklärt Otto Huml dieses Phänomen.

Auch wenn es der Gang der Dinge ist, dass die Unternehmer irgendwann, möglichst spätestens nach fünf Jahren, auf eigenen Beinen stehen, für das IGZ bedeutet das leer stehende Räume und damit Mietausfall. Sowohl die Firma Pulverbeschichtung Fürst, wie auch der Server-Versand "Thomas-Krenn.com", Marion Schaus mit ihrem Testlabor und die tachymetrische Vermessungsfirma "Bauer und Hoppe" haben beschlossen, den Schritt nach draußen zu wagen.

Der Pulverbeschichter hat den Betrieb im ehemalige Colenta-Gebäude bereits aufgenommen, der Umzug war seit langem geplant - aber der Auszug war nicht bei allen Firmen abzusehen. "Dass die Serverversand-Firma auszieht, kam aus heiterem Himmel", erzählt Otto Huml. Ebenso wie die Insolvenz des Informationstechnologiezentrum ITZ. Damit fällt auch dieses Unternehmen als Mieter weg - ein besonders herber Einschnitt: "Das waren im Dienstleistungsbereich die größten Mieter", sagt Otto Huml. Auf einen Schlag wurden 198 Quadratmeter Fläche frei. Im Produktionsbereich stehen bald 470 Quadratmeter leer. Übrig geblieben sind nur noch sieben Dienstleister und ein Produktionsbetrieb - und von diesen wird in absehbarer Zeit wohl keiner zusätzlichen Platz im IGZ anmieten.

Zusätzlicher Verlust von 20 000 Euro droht Huml treibt das Sorgenfalten ins Gesicht: "Wir haben eine Kündigungsfrist von drei Monaten, wenn die Firmen Ende Mai alle weg sind und sich bis dahin nichts tut, haben wir Mitte des Jahres nur noch eine Auslastung von 40 Prozent." Dabei habe man mit einer Belegung von etwa 50 Prozent und einem jährlichen Verlust von 80 000 Euro kalkuliert, den Stadt und Landkreis sich teilen. "Wenn sich bis zum Ende des Jahres nichts ändert, bedeutet das einen Verlust von weiteren 20 000 Euro" - aber er sei optimistisch, dass es nicht so weit kommt.

Nicht nur Otto Huml ist besorgt. Waldkirchens Bürgermeister Josef Höppler drängt zu Taten: "Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen - es ist jetzt die Aufgabe des Geschäftsführers, so schnell wie möglich die Flächen wieder zu vermieten". Alle Beteiligten müssten jetzt an einem Strang ziehen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die Lage bis zum Ende des Jahres verbessern wird; ob wir zum Stand zum Jahresende 2003 aufschließen können, ist eine Herausforderung - dass es nicht einfach werden wird, ist bekannt", meinte Höppler. Ein möglicher zusätzlicher Verlust des IGZ sei im Haushalt nicht vorgesehen.

Landrat Alexander Muthmann findet die plötzliche Entwicklung zwar bedenklich, langfristig hatte er mit Auszügen aber gerechnet: "Es ist an der Zeit, dass sich Firmen, die seit der Neugründung des IGZ im Haus sind, nach einer neuen Bleibe umsehen." Das Gründerzentrum sei nach wie vor ein attraktives Angebot. Trotzdem hat Muthmann Bedenken, für einen angstvollen Blick auf die Finanzen ist es dem Landrat aber noch zu früh: "Wir halten die Entwicklung unter Beobachtung; wenn die Auslastung so bleibt, wie sie jetzt ist - was ich nicht glaube - müssen wir schauen, wo wir das Geld herkriegen."

In den ersten fünf Jahren seines Bestehens schrieb das IGZ Erfolgsgeschichte: "Wir hatten eine fast 100 prozentige Auslastung", erinnert sich Huml. Zeitweise habe es sogar eine Warteliste gegeben, auf diese Unternehmer könne aber nicht zurück gegriffen werden. "Wenn ich eine Firma gründen will, dann warte ich nicht bis im IGZ etwas frei wird - die sind längst woanders untergekommen".

Die Nachfrage nach Räumen im IGZ hat im Vergleich zu den ersten Jahren merklich nachgelassen. "Ich mache zwar pro Monat acht bis zehn Erstberatungen, aber häufig sind die Geschäftsideen nicht entwicklungsfähig", erklärt der Geschäftsführer. Die meisten Anfragen kämen von Arbeitslosen, die nicht wissen, was sie sonst machen sollen und deshalb selbständig werden möchten. "Wir brauchen eine neue Generation an Unternehmern, aber das IGZ hat nur einen Einzugsbereich von höchstens 30 Kilometern". Und hier gebe es im Moment zu wenig Potential. "Natürlich spielt auch die wirtschaftliche Lage eine Rolle; den Leuten fehlt der Mut und das Kapital", ergänzt der Geschäftsführer.

Otto Huml versucht potentielle Mieter ins Gründerzentrum zu locken. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule (FH) Deggendorf veranstaltet er zum Beispiel Mitte März ein Unternehmerplanspiel. Außerdem unterstützt das IGZ das Projekt "Grow", bei dem es um Weiterbildung für Existenzgründer geht; in diesem Rahmen sind Info-Veranstaltungen geplant.

"Mein Budget reicht nicht aus, um große Anzeigen zu schalten", meint Huml. Deshalb müsse durch Aktionen die Aufmerksamkeit auf das Gründerzentrum gelenkt werden. Das Problem dabei: "Ich bin nur für eineinhalb Tage in der Woche beim Gründerzentrum beschäftigt, das reicht für Angelegenheiten, die intensives Engagement erfordern nicht aus."

Der jüngste Neuzugang im IGZ ist übrigens Jürgen Wölfl aus Kirchl - er ist am 1. März mit seinem Internetshop eingezogen.

 

Datenbank PNP Dokumentnummer: 29-4849490






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